Vereinsgeschichte

Kapitel 1:

Von den Vorvätern bis zur Gründung des Junggesellen- und Theatervereins im Jahre 1897

Bereits vor der eigentlichen Vereinsgründung im Jahre 1897 gab es in Enzen eine Gruppe junger Männer, die sich regelmäßig zu geselligen Zusammenkünften traf. Aus dem Jahre 1835 stammt ein Textstück des damaligen Pfarrers Stern in welchem er sich unter anderem über die Jünglinge der Gemeinde Enzen wie folgt äußert: „[…] auch darf ich nicht verhehlen, dass es mir aufgefallen ist, dass die Jünglinge, ungeachtet sie die Tageslast getragen, sie dennoch abends nach dem Essen in traulichen Kreisen zusammen sitzen und sich unterhalten, auch wohl manchmal Lieder singen. Gegen dieses würde nichts einzuwenden sein, wenn man voraussetzen könnte, dass die Gespräche und Lieder nichts Anstößiges enthielten und zu gehöriger Zeit zu Bette gegangen würde. Aber ich befürchte, dass das manchmal nicht der Fall ist, und von diesem Orte aufgebrochen und nächtliche Besuche abgestattet werden. […]“ Es waren eben diese jungen Männer, die sich dann im Frühjahr 1897 dazu entschlossen hatten, einen Junggesellenverein ins Leben zu rufen. Der neu gegründete Dorfverein erhielt den Namen Junggesellenverein und Theaterverein ,,Humor“ Enzen. Die Mitgründer dieses Vereins waren unter anderem Matthias Hammes, Werner Koch, Wilhelm Steinhausen und Adolf Spilles, der gleichzeitig der erste Präsident des Vereins wurde.

Junggesellen_1907
Das älteste noch existierende Gruppenfoto von 1907

 

Kapitel 2:

Der Junggesellenverein und die kath. Pfarrkirche St. Kunibert zu Enzen

Das Jahr 1897 war für unser Heimatdorf Enzen ein sehr geschichtsträchtiges Jahr, denn zeitgleich mit der Vereinsgründung fand die Grundsteinlegung der neuen Pfarrkirche statt. Am 6. April 1897 vollzog Pfarrer Blaesen morgens das feierliche Hochamt. Das gesamte Dorf nahm Anteil daran und wollte zur Verschönerung der neuen Kirche beitragen. Es ist nachgewiesen, dass die Jünglinge des Dorfes einen stolzen Betrag von 620 Mark sammelten, um ein Fenster für die neue Kirche zu stiften. Das gestiftete Fenster im Querschiff befindet sich auf der Epistelseite (rechts). Im Sockel des Fensters ist vermerkt: „Geschenkt von den Jünglingen der Pfarrei 1897“. Das Fenster zeigt in einer Gruppe den guten Hirten mit dem Spruch „Ich bin der gute Hirte, der gute Hirte gibt sein Leben für seine Schafe“ nach Evangelist Johannes; ferner den Spruch nach Lukas „Freut euch mit mir, denn ich habe das Schaf gefunden, das verloren war“.

 

Kapitel 3:

Die frühen Gründungsjahre

Unmittelbar nach der Vereinsgründung begannen die Junggesellen mit den Theaterproben und lernten das rechte Marschieren. Zum Kirchenfest des heiligen Kunibertus sowie zu Weihnachten wurden regelmäßig Theateraufführungen gespielt. Nach der Jahrhundertwende hatte der Verein stetigen Zulauf von jungen Männern bekommen, so dass schon damals viele Junggesellenfeste und Theaterfeste besucht wurden. Aus jener Zeit wird berichtet, dass das so genannte „Hielig“ veranstaltet wurde. Dabei handelt es sich um einen Brauch, bei dem der Bräutigam, egal ob aus Enzen stammend oder von Auswärts zugezogen, ein Geldgeschenk überreichte, dass dann in der Gaststätte zum Wohle des zukünftigen Brautpaares ganz oder zumindest teilweise in Bier und Zigarrenrauch (keine Zigaretten) aufgelöst wurde. Je nach dem wie spendabel sich der Bräutigam zeigte, kam der Rest dieses „Gelages“ der Junggesellenkasse zu Gute. Im Jahre 1903 wurde das feierliche Böllern und Schießen bei Hochzeiten, welches von den Junggesellen durchgeführt wurde, polizeilich verboten. Man wagte lediglich noch den ein oder anderen Revolverschuss. Ab 1904 war es die ehrenvolle Aufgabe einer Abordnung von Junggesellen den Himmel zur Fronleichnamsprozession zu tragen. Man erhielt damals ein Salär von 3 Mark aus der Kirchenkasse. Die Bezahlung fiel im Laufe der Jahre weg, doch bis heute tragen die Enzener Junggesellen voller Stolz alljährlich den Himmel zur Fronleichnamsprozession. Aus demselben Jahr ist außerdem bekannt, dass die Junggesellen zu Allerheiligen das Allerseelensingen im Dorf durchführen. Bei dieser Tradition gehen die Allerseelensinger von Haus zu Haus und „beten“ „singend“ für die Lebenden und Verstorbenen.

 

Kapitel 4:

Das erste Stiftungsfest. Ein Bericht über die Vergnügungssucht der jungen Männer um 1910

Ab 1909 veranstaltete der Verein jährlich ein Stiftungsfest, zu dem immer zahlreiche Vereine der näheren und weiteren Umgebung erschienen. Die befreundeten Vereine wurden selbstverständlich im Gegenzug zu deren Stiftungsfesten besucht. Der Ortspfarrer Blaesen schrieb über die Zeit um 1910: “ Die Vergnügungssucht, eines der modernen Zeitübel, hat im Zusammenhang mit den neuen Vereinsgründungen der letzten Jahre, auch im hiesigen sonst so ruhigen Enzen, sehr zugenommen. Bei dieser von Vergnügungssucht entwickelten Art von Organisation erklärt es sich, dass von Ostern bis in den Herbst hinein an jedem Sonntag etwas „los“ ist. Bald ist dieser, bald jener Ort unter irgendeinem Titel der Veranstaltungsort der Vergnügungslustigen“.

 

Kapitel 5:

Die Schrecken des 1. Weltkrieges und der erfolgreiche Wiederaufbau des Vereins

Diese Ehrentafel des alten Kriegerdenkmales befindet sich eingemauert an der Südseite der Aufbahrungshalle auf dem Enzener Friedhof. Folgende Männer kehrten aus dem 1. Weltkrieg nicht mehr zurück:

Vostell Peter gefallen am 25.08.1914

Spitz Johann gefallen am 31.10.1914

Huthmacher Kaspar gefallen am 01.12.1914

Schleiffer Paul gefallen am 20.12.1914

Winter Carl gefallen am 13.01.1915

Böling Nikolaus gefallen am 05.03.1915

Reuter Josef gefallen am 23.03.1915

Weber Heribert gefallen am 27.08.1915

Schäfer Peter gefallen am 13.10.1915

Vostell Franz gefallen am 29.06.1916

Schick Johann gefallen am 06.11.1918

Esser Peter vermisst am 04.10.1917

Meyer Johann vermisst am 28.09.1918

Steinhausen Peter verstorben am 16.12.1919

 

Trotz der tragischen und verlustreichen Kriegsjahre fanden sich folgende Männer zusammen, um den Junggesellenverein neu zu organisieren:

Peter Kau, Heinrich Meyer, Engelbert Tüttenberg, Joseph Tüttenberg, Johann Eschweiler, Peter Eschweiler, Wilhelm Eschweiler, Matthias Embgenbroich, Heinrich Embgenbroich, Johann Embgenbroich, Wilhelm Embgenbroich, Joseph Decker, Peter Behr, Johann Behr, Joseph Reuter, Wilhelm Steinhausen, Jakob Decker und Engelbert Monet. Jeder der oben genannten Männer bezahlte 3 Mark um eine Vereinskasse aufzubauen. Bereits 1919 wurde zur Kirmes wieder das Hahneköppen durchgeführt. Man besuchte Feste in Ülpenich, Schwerfen und Elsig. Im gleichen Jahr wurden auch wieder die Proben für das Theaterspielen aufgenommen. Der Verein rehabilitierte sich rasch, so dass 1920 Feste in den Ortschaften Strempt, Elsig, Obergartzem, Firmenich, Mechenrich und Ülpenich besucht wurden. Im Mai 1922 fand ein großer Theaterwettstreit in Enzen statt. Die Einnahmen aus diesem Fest beliefen sich auf stattliche 16.321,00 Mark bei Gesamtausgaben von 10.046,00 Mark.

 

Kapitel 6:

Die Zeit zwischen den Kriegen

Es ist bekannt, dass im April 1924 ein Wohltätigkeitstheater abgehalten wurde und der Erlös von 196,50 Mark zur Errichtung des ehemaligen Kriegerdenkmals gestiftet wurde. Neben den regelmäßigen Maifeierlichkeiten und der Kirmes im September fand 1926 auch erstmals ein Fastnachtsball im Dorf statt, der von den Junggesellen organisiert wurde. In einem alten Auszug aus dem Kassenbuch von 1926 fand man erstmalig den gesamten Vorstand des Vereins niedergeschrieben. Dieser setzte sich folgendermaßen zusammen:

Vorsitzender: Albert Monet

Schriftführer: Engelbert Tüttenberg

Kassierer: Matthias Hammes

Spielleiter: Peter Kau

Am 29. Mai 1927 veranstaltete der Verein ein Sängerfest. Dies ist durch einen entsprechenden Vermerk im Kassenbuch und den dazugehörigen Einnahmen von 651,37 Mark belegt. Seit dieser Zeit wurde regelmäßig Liedgut angeschafft und zeitweise ließ man sich bei den Sangesversuchen durch einen bezahlten Dirigenten (in den Jahren 1927 bis 1932) führen. Von 1921 bis 1932 wurden in unregelmäßiger Reihenfolge Junggesellenfeste in den Ortschaften Kommern, Euenheim, Wüschheim, Roitzheim, Berg, Schwerfen, Elsig, Ülpenich, Firmenich, Strempt, Obergartzem, Linzenich, Floisdorf und Sinzenich besucht, sowie Sängerfeste in Wichterich, Kuchenheim und Hoven.

Der Vorstand aus dem Jahre 1930 setzte sich aus folgenden Junggesellen zusammen:

1. Vorsitzender: Engelbert Tüttenberg

2. Vorsitzender: Matthias Embgenbroich

Schriftführer: Joseph Schäfer

Kassierer: Werner Böling

Spielleiter: Johann Behr

1931/1932 führte Matthias Embgenbroich den Verein. Aus dem Erlös des Sängerfestes 1932 finanzierte sich der JGV eine neue Vereinsfahne für 200 Mark, deren Verbleib bis heute ungeklärt ist. Die älteste noch existierende Schwenkfahne stammt aus dem Jahr 1936. 1935/1936 war Nikolaus Schumacher Vorsitzender des Vereins. Ihm folgten 1937 Wilhelm Schäfer und 1938 Wilhelm Hammes. Während der Zeit des 2. Weltkrieges(in den Jahren 1939 bis 1945) ruhten die Aktivitäten des Vereins.

 

Kapitel 7:

Der Neuaufbau

Bereits einige Monate nach der Kapitulation Deutschlands versammelten sich am 01.12.1945 folgende Mitglieder, die den Verein neu aufbauten:

Vorsitzender: Johann Hammes

Schriftführer: Johann Schäfer

Kassierer: Peter Kitz

Kaspar Reuter

Benedikt Besseler

Peter Böling

Engelbert Monet

Karl Hammes

Wilhelm Badorf

Johann Thelen

Gerhard Etzbach

Kaspar Schäfer

Wilhelm Embgenbroich

Werner Böling

Kaspar Huthmacher

Ehrenmitglied: Josef Hammes

Ehrenmitglied: Matthias Spitz

Ehrenmitglied: Kunibert Hack

Kaum einen Monat nach der Vereinsneugründung gelang es den Junggesellen einen Silvesterball auf die Beine zu stellen, der zuvor von den alliierten Behörden genehmigt werden musste.

Am 04.08.1946 fuhr man ins Vorgebirge zum Junggesellenfest nach Hemmerich. Als im Frühjahr 1947 Wilhelm Hammes Präsident des JGV Humor 1897 Enzen wurde, entschloss man sich eine Ehrentafel für die gefallenen Kameraden zu stiften. Der Kaufpreis wurde in Form von Kartoffeln beglichen. Diese mussten zu einer Kölner Fabrik gebracht werden. Beim Transport durch Weilerswist wurde die Ware konfisziert. Es musste eine zweite Zahlung sowie eine saftige Finanzspritze in Höhe von 465,70 Mark aus der Vereiskasse dazugegeben werden.

Junggesellen_1948
1948 vor dem Hause Bolten

 

Kapitel 8:

Ein halbes Jahrhundert Junggesellenverein

Im Jahr 1947 stand das 50-jährige Stiftungsfest an zu dem 28 Junggesellenvereine mit über 500 Personen die Enzener mit ihrem Besuch ehrten. Anlässlich dieses Jubiläums wurden eine neue Vereinsfahne für 350 Mark und drei neue Schärpen für die Vereinsspitze angeschafft. Willi Embgenbroich, Werner Böling, Josef Hammes, Hans Meyer sowie Franz Pscheida waren Fähnriche zu dieser Zeit als Peter Embgenbroich das Präsidentenamt innehatte. Er wurde 1949 vom neuen Präsidenten Werner Böling abgelöst.

 

Kapitel 9:

Die goldenen 50er

1950/1951 wurden Junggesellenfeste in Arloff, Antweiler, Oberwichterich, Linzenich, Lommersum, Gehn, Obergartzem und Satzvey besucht. In diesen Jahren wurde auch regelmäßig ein Weiberball zu Karneval veranstaltet, welcher in der näheren Umgebung rasch sehr bekannt und beliebt wurde. Im Jahre 1957 wurde für das damalige Enzen ein sehr großes 60-jähriges Stiftungsfest gefeiert. In einem Zeitungsbericht heißt es: „Am Sonntag feierte der Junggesellenverein „Humor“ Enzen sein 60-jähriges Bestehen. Die Jubelfeier wurde mit einem Festakt im Burghof Bieger eingeleitet. Ein prächtiger Festzug zog am Nachmittag durchs feierlich geschmückte Enzen, und die Dorfbewohner jubelten den Junggesellen in ihren schmucken Uniformen herzlich zu“. Wie auch in der heutigen Zeit, bestand die Uniform des Vereins aus einem weißen Hemd, einer schwarzen Krawatte bzw. Fliege, einer schwarzen Hose und schwarzen Schuhen. Weiterhin heißt es im Zeitungsbericht, dass die Junggesellenvereine aus Sinzenich, Eicks, Oberwichterich, Linzenich, Gehn, sowie das Tambourcorps Schwerfen und die Musikkapelle Reuter am Festzug teilgenommen haben. Nach dem Festzug mussten die Fähnriche der Vereine vor den kritischen Augen der Prüfungskommission zum Preisfändelschwenken antreten. Höhepunkt war der Vorbeimarsch der Vereine am Festkomitee und den Ehrengästen. Präsident bis zum Jahr 1956 war Hans Meyer, von 1957 bis 1959 Wilhelm Schmitz. In dieser Zeit hatte der Verein 21 aktive Mitglieder vorzuzeigen.

Junggesellenfest_1958
Junggesellenfest_1958_Enzen
Junggesellenfest 1958 in Enzen
Vorbeimarsch in der Theudebertstraße 1958

 

Kapitel 10:

Die 60er – und sie sind immer noch vergnügungssüchtig

Die Vorstandsmannschaft 1961 bestand aus Wilhelm Huthmacher, Johann Schumacher, Hermann-Josef Embgenbroich, Werner Kupilas und Werner Koch. 1962 hatte der Verein die stattliche Zahl von 50 inaktiven Mitgliedern, was sich positiv in der Vereinskasse bemerkbar machte. Auch 1962 wurde vom Junggesellenverein der traditionelle Weiberball im Saale der Gaststätte „Zur Linde“ abgehalten. Dabei war die besondere Attraktion der Auftritt der Enzener Mädchen, teilweise Freundinnen der Junggesellen, in Fußballtrikots ihrer Männer. Am 4. März wurde von den Junggesellen ein Karnevalsumzug durch das Dorf organisiert. Nach dem Aufstellen des Dorfmaibaums wurde der Maiball abgehalten. Am 3. Juni desselben Jahres fand das 65-jährige Stiftungsfest statt. Pünktlich zu den Feierlichkeiten wurde die bestellte neue Vereinsfahne fertig. Der damalige Pfarrer Eusten segnete diese Fahne während des Gottesdienstes am Sonntagmorgen. Beim Frühschoppen im Saale Hammes wurden einige Jubilare geehrt. Herr Lehrer Kreuer hielt bei der Ehrung die Festansprache und überreichte den Mitgründern Wilhelm Steinhausen und Adolf Spilles Ehrenurkunden für ihre langjährigen Verdienste zum Wohle des Junggesellenvereins. Letzterer erzählte zu diesem Anlass eine lustige Begebenheit aus dem Gründungsjahr 1897: „Jakob Schmitz, der damals die Statuten aufstellte, unterlief ein Fehler, indem er anstatt Junggesellenverein Jungeselverein schrieb. Bei der Niederschrift im Bürgermeisteramt wurde mit oder ohne Absicht daraus kein Junggesellenverein, sondern ein Jung-esel-verein .“ Für 60-jähriges Mitwirken wurden Werner Böling, Alois Schäfer und Johann Hammes geehrt. Lehrer Kreuer dankte den Jubilaren in seiner Rede und hielt einen kurzen Rückblick über die verflossenen Vereinsjahre. Dabei stellte er die Ziele und Bestrebungen des Vereins heraus und bat die anwesenden aktiven Mitglieder in ihrer Arbeit nicht zu erlahmen und die alten Volksbräuche aufrecht zu erhalten. Ortsbürgermeister Bolten überbrachte die Glückwünsche der Gemeinde zum Jubelfest und bat die anwesenden Junggesellen, auch weiterhin Tradition zu pflegen. 15 auswärtige Vereine fanden sich am frühen Sonntagnachmittag im sonst so stillen Enzen ein. Es herrschte Hochbetrieb auf den Straßen und in der Gaststätte „Zur Linde“. Die auswärtigen Vereine kamen aus Firmenich, Gehn, Eicks, Oberwichterich, Metternich, Esch/Köln, Loch, Immendorf, Lessenich/Bonn, Brenig, Ramershoven, Neukirchen, Antweiler und Obergartzem. Es spielte das Tambourcorps aus Ülpenich. Vor dem eigentlichen Festzug wetteiferten die Fähnriche um die begehrte Trophäe der Schwenkmeisterschaft. Der hochehrenwerte Richtertisch war mit den Personen Josef Hammes, Wilhelm Schmitz, Peter Embgenbroich und Jakob Koch besetz. Letzterer war jahrelang ein sehr erfolgreicher Fähnrich des Vereins. Am Ehrentisch an diesem Sonntag saßen Mitgründer Spilles, Bürgermeister Bolten, Lehrer Kreuer und Ehrenmitglied Alois Schäfer. Nach dem Fahnenschwenken, welches vom JGV Lessenich gewonnen wurde, zog ein ca. 400 Personen starker Zug durch das feierlich hergerichtete Dorf. In der Mitte des Ortes zeigten die Fähnriche ein Schauschwenken. Großen Anklang beim Vorbeimarsch an der alten Schule war der tolle Auftritt der Ehrenmitglieder des Vereins, die im traditionellen Stechschritt und mit alter Vereinsfahne in Uniform an den Honoratioren vorbeimarschierten. Beim Karnevalstreiben 1963 starteten die Junggesellen unter dem Motto „Junge sei helle, bleib Junggeselle!“. Aus dieser lustigen Idee wurde im Laufe der Jahre ein wahrer Kultspruch und wenn man heute im Kreise der Mitglieder über das Heiraten und die damit einhergehende Beendigung der Junggesellenlaufbahn spricht, dann fällt einem urplötzlich wieder das Motto unserer Vorfahren aus dem Jahre 1963 ein. Zurück in die Vergangenheit, zurück nach 1963. In diesem Jahr gelang es Werner Koch die unter den Fähnrichen wohl begehrteste aller Schwenktrophäen mit nach Enzen zu nehmen. Er gewann „Das weiße Band der Voreifel“ und konnte sich zu Recht als einen der besten Fähnriche dieses Jahres feiern lassen. Im gleichen Jahr unternahm man die wohl weiteste Vereinstour.

Ziel war das Münchener Oktoberfest. Mit der Zeit wurden die Aktivitäten ruhiger und man fand sich nur noch zu den Kernveranstaltungen wie zum Beispiel der Mädchenversteigerung, dem Maiball, der Kirmes mit dem traditionellen Hahneköppen und dem anschließenden Hahnenessen ein.

Dorfkirmes im Nachbarort Linzenich 1960
Der Verein im Jahre 1962
1962 vor dem Rondell der Familie Bolten
Das erste Farbfoto aus dem Jahre 1963

 

Kapitel 11:

Das Tambourcorps „Humor“ Enzen

Im Jahre 1964 wurde Bert Schumacher Präsident. Ein Jahr später wurde Werner Kupilas zum1. Vorsitzenden ernannt. Leo Schäfer war zu dieser Zeit Präsident. Da zur damaligen Zeit nur noch verhältnismäßig wenig aktive Mitglieder übrig geblieben waren, entschloss man sich zur Gründung eines Tambourcorps. Es war die Idee einiger ehemaliger Mitglieder, die sich auf Christi Himmelfahrt zum Frühschoppen in geselliger Runde trafen und über die Zukunft des Vereins diskutierten. Heute ist das Tambourcorps Humor Enzen ein dem Junggesellenverein sehr nahe stehender, aber dennoch absolut eigenständiger Verein, der als Institution aus dem Enzener Dorfsleben nicht mehr wegzudenken ist. Zum 70-jährigen Jubiläum 1967 übernahm Karl-Hans Berk als Präsident das Zepter im Verein. Das Stiftungsfest wurde auf dem Enzener Sportplatz abgehalten, wobei auch „Das weiße Band der Voreifel“ in Enzen ausgeschwenkt wurde, da Werner Koch es im Vorjahr zum zweiten Mal als Trophäe mit nach Enzen nehmen konnte. Im Sommer von `69 wurde Winfried Kupilas Präsident der Junggesellen. Er führte dieses Amt bis zu seiner Hochzeit 1973 aus. Die Fähnriche von 1969 waren Jakob Koch und Hermann-Josef Schäfer. Neben den Besuchen zahlreicher befreundeter Vereine ist besonders hervorzuheben, dass es 1969 zum einen den Weiberball, den Maiball sowie drei Kirmesbälle gab, die sich auf Kirmessamstag, Kirmessonntag und Kirmesdienstag verteilten.

1971 die jungen Wilden auf dem Vormarsch

 

Kapitel 12:

Das vermeintliche Ende: „Ein einziges Mal treten wir noch auf, das haben wir versprochen“

1972 wurde das 75-jährige Stiftungsfest gefeiert. In den Zeitungen wurde damals folgendes geschrieben: „75 Jahre besteht der Junggesellenverein Enzen. Zahlreiche Tambour- und Fanfarencorps und Junggesellenvereine waren nach Enzen gekommen. Bei strahlendem Sonnenschein zogen sie mit klingendem Spiel durch den geschmückten Ort und stellten sich anschließend beim Wettspiel einer kritischen Jury. Enzens Junggesellen hatten sich, wie es Brauch und Sitte ist, am Sonntagvormittag zum gemeinsamen Kirchgang getroffen und nach dem Hochamt während einer kurzen Feier vor dem Kriegerdenkmal einen Kranz niedergelegt. Zum Frühschoppen im Saal Hammes spielte der Musikverein Obergartzem und das Tambourcorps Hostel, welches auch am Nachmittag den Festzug spielte.“ 1974 waren die Junggesellen unter ihrem neuen Präsidenten Karl Hammes auf verschiedenen Junggesellenfesten. 1978 wurde der bis dato traditionelle Maiball vorerst zum letzten Mal abgehalten, weil das Interesse von Seiten des Dorfes aus nicht mehr vorhanden war. Im Juni 1978 heiratete Karl Hammes und der Verein stand kurz vor seinem Ende. Fähnrich Hermann Josef Schäfer, der mit Herz und Blut Mitglied dieses Vereins war, meinte diesbezüglich: „Ein einziges Mal werden wir noch auftreten, diese Zusage haben wir den Firmenicher Junggesellen gegeben und werden sie auch einhalten.“ Von den 15 Junggesellen blieben 1978 nur noch 6 treue Gefährten übrig.

 

Kapitel 13:

Auferstanden aus Ruinen

Es gab seit Jahren keine Junggesellenfeste mehr im Dorf und es wurden auch seit Firmenich keine auswärtigen Vereine mehr besucht. Trotz alledem gab es immer wieder Gelegenheiten, einige junge Männer im Dorf zu mobilisieren, wenn es galt, den Verein zu repräsentieren. Nach wie vor wurde das Allerseelensingen durchgeführt und zu Hochzeiten versammelten sich alle Kameraden vor der Kirche um den ehemaligen Junggesellen in seinen neuen Lebensabschnitt zu begleiten und ihm den Abschied als dem Junggesellendasein zu erleichtern. In den Jahren 1978 bis 1980 führte der JGV wieder Tanzveranstaltungen an Weiberfastnacht und Kirmes durch. Viel mehr gab es aus den Folgejahren nicht zu berichten. 1986 fanden sich 25 junge Männer zusammen und beschlossen sich wieder aktiver um das Junggesellenleben zu kümmern. Am ersten Fest des Elsiger Junggesellenvereins nahmen sowohl das Tambourcorps als auch der Junggesellenverein „Humor“ 1897 teil. Am 08.07.1986 kam es im Vereinslokal Hammes zu einer historischen Versammlung, da über die Wiederbelebung des Junggesellenvereins diskutiert wurde. Anwesende Männer waren: Hermann-Josef Schäfer, Karl-Josef Schleiffer, Paul Schleiffer, Theo Schleiffer, Bernd Taube, Martin Taube, Hartmut Huthmacher, Wilfried Huthmacher, Ottmar Reuter, Peter Reuter, Michael Jäntgen, Dirk Klotz, Jörg Klotz, Stefan Klotz, Rolf Pitten, Karl-Felix Joraslawsky, Frank Leisering, Friedrich Wallpott, Hubert Wallpott, Michael Fischer, Manfred Anders, Volker Huthmacher, Manfred Straub, Franz-Josef Pitzen und Jörg Runnebohm. Folgender Vorstand wurde gewählt:

Präsident & 1. Vorsitzender: Karl-Josef Schleiffer

2. Vorsitzender: Dirk Klotz

Schriftführer: Martin Taube

Kassierer: Ottmar Reuter

1. Beisitzer: Friedrich Wallpott

2. Beisitzer: Jörg Runnebohm

Die Zeitung schrieb damals:

„Der JGV Enzen, der jahrelang ein Schattendasein geführt hatte, wurde von den Toten auferweckt“. Zur Kirmes 1986 wurde Karl-Josef Schleiffer als neuer Präsident der Junggesellen vorgestellt. Als Initiator des Neuzusammenschlusses kann man Hermann-Josef Schäfer an dieser Stelle nicht oft genug Danke dafür sagen, dass er in schweren Stunden, wie einst seine Vorväter nach den beiden großen Kriegen, den Mut und die Ausdauer aufgebracht hat, einen Neustart zu wagen. Inspiriert durch seine Liebe zum Verein hat er nie die Hoffnung aufgegeben, dass es in Enzen wieder einen aktiven Junggesellenverein geben wird. Durch sein Mitwirken in der Mainacht, zur Kirmes oder auch beim Allerseelensingen hat er die Junggesellen des Dorfes unterstützt und tut dies auch heute noch, wie einst in jungen Jahren.

Amtsübergabe an den neuen Präsidenten 1987

1988 wird Hermann-Josef Schäfer die Ehrenpräsidentschaft verliehen
Festlich geschmückter Saal zum Maiball 1988
Das Tambourcorps „Humor“ Enzen im Jahre 1988
Gruppenfoto 1988 vor der Gaststätte Hammes

 

Der stolze Ehrenpräsident und Altfähnrich

 

Kapitel 14:

Wir sind wieder da

Seit dieser Zeit entwickelte der sehr vitale Verein viele Aktivitäten. Überall wollte man nun wieder dabei sein. Man hatte ja einiges nachzuholen. Alte Traditionen wie z.B. die Mädchenversteigerung und der Maiball wurden wieder eingeführt. Ebenso waren neue Betätigungsfelder rasch gefunden. Von 1987 bis 1989 stellte der JGV der Karnevalsgesellschaft den Elferrat zur Verfügung. Ferner wurde ein Tanzkurs mit der Enzener Damengarde durchgeführt. 1987 fand man in Stefan Klotz einen neuen Fähnrich. Im Mai `87 fand im Saale Hammes die allererste Discoveranstaltung statt, die sich im Laufe der Zeit als Kirmesdisco etabliert hat und bis über die Stadtgrenzen Zülpichs hinaus einen hervorragenden Ruf genießt. Maikönigspaar wurden Martin Taube und Ulrike Runnebohm. Im ersten Jahr nach der Neuorganisation standen in Enzen wieder 13 Maibäume und es wurden 3 Herzen aufgehängt. Vom 12. bis zum 14. Juni wurde das 90-jährige Stiftungsfest in Verbindung mit dem Stadttambourtag gefeiert. 13 Vereine sind zum Festzug aufmarschiert. Die zahlreichen Ehrungen im Festzelt auf dem Sportplatz nahm der Schirmherr Bürgermeister Rhiem vor. Zu den erfolgreichen Widerbelebungsmaßnahmen des Vereins gesellte sich am 14.07.1987 eine gehörige Portion Glück, als die Junggesellen bei einer langwierigen Suchaktion auf einem Dachboden eine verschollene alte, teils zerrissen und verschimmelte Vereinsfahne fanden, die kurzerhand von Frau U. Klotz liebevoll restauriert wurde, so dass man diese erstmalig stolz zur Enzener Kirmes 1987 präsentieren konnte. Am 27.06.1987 heiratete Altfähnrich und Ehrenpräsident Hermann-Josef Schäfer seine Antonie Schneider aus Antweiler. Alle Mitglieder standen Spalier und so manches Auge wurde feucht. Im gleichen Jahr standen noch die Einweihung des restaurierten Kapellchens am Ortseingang, sowie die Weihe der neuen Vereinsfahne an. Man finanzierte sich dieses Schmuckstück durch viel Eigeninitiative beim Strohpressen in den Sommermonaten. 1988 stellte sich der Verein in neuen Uniformen vor. Wie auch heute noch, trug man damals einen dunkelblauen Pullover, eine schwarze Hose und die dazugehörigen Schwarzen Schuhe. Dieses Auftreten brachte dem JGV auf vielen Junggesellenfesten Bewunderung und Anerkennung ein. In der damaligen Mainacht wurde mit 20 Maibäumen eine neue Rekordzahl im Dorf erreicht. Maikönigspaar wurden Peter Reuter und Simone Kreuder, die in einer Kutsche durch das Dorf gefahren wurden. 1988 wurden die Enzener Junggesellen mit ihren Elsiger Kameraden mit dem Zug nach Köln um die Altstadt unsicher zu machen. 1989 wurden nach der Mädchenversteigerung Rolf Pitten und Andrea Schwerdtfeger das neue Enzener Maikönigspaar. Auf dem Burgfest in Eicks demonstrierten die Fähnriche aus Elsig und Enzen ihr Können beim Fahneschwenken. Im Sommer wurden zwei neue Schwenkfahnen angeschafft, je ein grünes und ein blaues Tuch. Am Ende dieses Jahrzehnts standen noch so attraktive Ausflüge wie eine „Bitburgertour“ zum Raubritter nach Kobern-Gondorf, oder auch Fußballturniere in Lorbach (1988 und 1989 1. Platz) an. Auf der Jahreshauptversammlung am 25.11.1989 wurde folgender geschäftsführende Vorstand gewählt:

Präsident: Manfred Straub

Vorsitzende: Martin Taube und Peter Reuter

Schriftführer: Franz-Josef Pitzen

Kassierer: Hartmut Huthmacher

Beisitzer: Jörg Runnebohm

Beisitzer: Rainer Spiegelhalter

Am 31.12.1989 wurde eine Silvesterfete im Vereinslokal Hammes durchgeführt. Unter der Führung von Friedrich Wallpott gingen in diesen Jahren nahezu alle Mitglieder vor den Mainacht in den Wald um stattliche Maibäume zu schlagen. Ihm ist es zu verdanken, dass diese schöne Tradition für alle Beteiligten zu einem schönen Erlebnis wurde und meistens alles ohne Probleme über die Bühne ging.

 

Kapitel 15:

Die Neuzeit

Maikönigspaar 1990 waren Stephan Brandenberg und Nicole van den Broeck. Im Juni wurde neben der Kirche ein Schaukasten in Eigenleistung erstellt, der über den spätrömischen Sarkophag informiert. Ebenfalls wurde eine Informationstafel neben der Marienkapelle an der Kapellenstraße aufgebaut. Im Januar 1991 wurde Stefan Klotz neuer Vorsitzender. Er nahm im April dieses Jahres an einer historischen Kirmes im Freilichtmuseum Kommern teil und zeigte den Besuchern die alten Traditionen des Kirmesfestes. Maikönigspaar wurden Martin Jäntgen und Melanie Schlösser. Der Maiball war der letzte seiner Art auf dem Saale Hammes, der nach dieser Veranstaltung wegen Baufälligkeit für immer geschlossen wurde. Zur Kirmes baute man ein Zelt neben dem Vereinslokal auf. Im „Stübchen“ des Wirtshauses stellte man für alle Fahnen einen neuen Schrank auf. Der Vorstand 1991 setzte sich aus folgenden Personen zusammen:

Präsident und 1. Vorsitzender: Rolf Pitten

2. Vorsitzender: Martin Taube

Schriftführer: Franz-Josef Pitzen

Kassierer: Hartmut Huthmacher

Beisitzer: Ulrich Wolter

Beisitzer: Martin Jäntgen

1992 baute man zur Karnevalszeit wieder einen prunkvoll geschmückten Karnevalswagen und fuhr zum Abschiedsspiel der Torwartlegende Toni Schumacher ins Müngersdorfer Stadion. Im Juni 1993 beteiligte man sich eifrig an den Vorbereitungen zur 1100 Jahrfeier unseres Ortes. Stefan Klotz und Martin Jäntgen demonstrierten eindrucksvoll ihre Fertigkeiten beim Fahneschwenken. Im gleichen Jahr fuhr man erstmalig geschlossen in einen Centre Parc nach Holland um sich ein paar Tage vom Alltagsstress zu erholen. Diese Entspannungsmaßnahme fand einen so großen Anklang, dass dieses Ritual bis heute Jahr für Jahr wiederholt wurde. 1994 wurde das Aufstellen des Dorfmaibaums von einem Reporter beobachtet, der folgendes festhielt: „Beim Errichten des 15m hohen Baumes, den sie zuvor mit meterlangen Kreppstreifen geschmückt hatten, mussten die Enzener Jungs alle verfügbaren Kräfte aufbringen. Zwei Dutzend Männer brauchten eine viertel Stunde bis der Baum hochgezogen war. Bis in die frühen Morgenstunden wurde der Baum bewacht, um ihn vor „üblen“ Zeitgenossen der benachbarten Dörfer zu schützen. In den Frühstunden wurden alle von der Vereinswirtin Lilo Hammes zum traditionellen Katerfrühstück eingeladen.“ 1995 wurde erstmals zur Kirmes ein Festzelt auf dem Sportplatz errichtet. Diese Örtlichkeit ermöglichte das Aufstellen eines Karussells sowie einer Hüpfburg für die Kinder. Am 23.01.1996 feierten die Junggesellen den 70. Geburtstag ihrer Vereinswirtin Lilo Hammes, genannt „Oma“. Auch viele Ehemalige fanden sich zur Gratulation ein. Satzungsgemäß wurde am 26.01.1996 ein neuer Vorstand gewählt:

1. Vorsitzender: Rolf Pitten

2. Vorsitzender: Martin Jäntgen

Schriftführer: Stefan Berk

Kassierer: Ulrich Wolter

Beisitzer: Paul Schleiffer

Beisitzer: Claus Berk

Während der Enzener Sportwoche errang der JGV den 1. Platz beim „Spiel-ohne-Grenzen“ der Dorfvereine, das vom Sportclub anlässlich des 50-jährigen Bestehens abgehalten wurde. Im Oktober fand ein Tagesausflug ins schöne Hönningen am Rhein statt. Auf der Mitgliederversammlung am 27.12.1996 wurde eine Neugliederung der Vereinsspitze konzipiert. Der Vorstand beinhaltet nun nicht mehr wie in den Vorjahren einen Präsidenten und 1. Vorsitzenden, sondern ein mehrköpfiges Gremium gleichberechtigter Ansprechpartner. Diese waren damals Hubert Wallpott und Hartmut Huthmacher die unterstützt wurden durch

Schriftführer: Claus Berk

Kassierer: Martin Hartl

Fähnrich: Martin Jäntgen

Anfang 1997 bestand der Verein aus 20 aktiven Mitgliedern, die in einzelnen Gruppen das 100-jährige stiftungsfest vorbereiteten.

1991 im Freilichtmuseum Kommern

 

Kapitel 16:

Stand der Dinge

Nachdem das 100jährige Jubiläum 1997 erfolgreich verlaufen war, konzentrierten sich viele aktive Mitglieder zunehmend auf ihre Familien oder waren zeitlich durch Beruf und Karriere sehr eingeengt. Diese Vereinsanhänger zogen sich nach und nach aus dem Junggesellenleben zurück und hinterließen eine klaffende Wunde, da leider nur sehr wenige Neumitglieder den Weg zum JGV gefunden haben. Eine kleine Gruppe unerschütterlicher Aktivisten ließ sich jedoch nicht vom rechten Weg abbringen und verharrte der Dinge, die da kommen sollten. Unter der Federführung des 1. Vorsitzenden Martin Hartl, der zum Nachfolger von Hubert Wallpott gewählt wurde, gelang es, auch in Zeiten mit geringer Beteiligung, die alten Brauchtümer ununterbrochen am Leben zu erhalten. Tradition verpflichtet und deshalb war zu keinem Zeitpunkt der Fortbestand des Vereins gefährdet gewesen. Man(n) musste halt oftmals improvisieren bzw. mehr Arbeit in die Organisation und Durchführung einer Veranstaltung stecken, als zu Zeiten in denen man auf über 20 Aktive zurückgreifen konnte. Aus dieser nicht immer einfachen Zeit sind die Junggesellen dennoch gestärkt herausgegangen. Ein intakter Verein zeichnet sich nämlich nicht nur durch das Vereinskonto, sondern vielmehr durch einen soliden Zusammenhalt unterhalb der Mitglieder aus. Der JGV – und das kann an dieser Stelle nicht oft genug erwähnt werden – hat eine sehr gute Verbindung zu seinen Ehemaligen beibehalten. Sie sind die helfende Hand wenn es darum geht, eine Kirmes auf die Beine zu stellen. Die ehemaligen Junggesellen unterstützen den Verein außerdem mit ihrem fundierten Wissen sowie nützlichen Erfahrungswerten. Die Zeit nach der Jahrtausendwende brachte frischen Wind in den Verein. Man besuchte wieder verstärkt und in entsprechender Gruppenstärke die Feste befreundeter Junggesellenvereine oder beteiligte sich am allgemeinen Dorfgeschehen. Bei den Fußball-Dorfmeisterschaften des SC Enzen-Dürscheven spielt der JGV immer um die vorderen Platzierungen mit, obwohl die sportlichen Ambitionen ganz niedrig angesetzt werden. Auch wenn der Turniersieg meist unter anderen Mannschaften ausgespielt wird, so ist man immerhin bestrebt, zuminest den größten Deckel an der Theke zu ergattern. Zur Karnevalszeit entsteht jedes Jahr ein prächtig geschmückter Wagen. Angelehnt an die RTL TV-Sendung „Dschungelcamp“ zog man 2004 in originalgetreuen Outfits durch das Dorf. 2005 trieb der Pumuckl sein Unwesen und veranstaltete ordentlich Schabernack. Angelehnt an den „Fluch der Karibik “ ging es 2006 in Gestalt von Südseepiraten mit samt eines großen Schiffs durch den Ort. 2007 verkleidete man sich als tropische Inselbewohner und verpasste dem Nachbarort durch die Wahl des Karnevalsmottos einen kleinen Seitenhieb („Über Enzen lacht die Sonne, über Ülpenich die ganze Welt!“), der allerdings nicht wirklich böse gemeint war. Auch in Zukunft wird das ein oder andere lustige Motto zur Debatte stehen. Ende 2003 übernahm Sascha Scharmach den Vereinsvorsitz. Er wurde unterstützt durch den 2. Vorsitzenden Martin Hartl sowie Stefan Berk als Kassierer und Norbert Huthmacher, der sein früheres Amt als Schriftführer übernahm. Durch die glückliche Fügung, dass die Jahre 1985 bis 1987 in Enzen sehr geburtenstark ausgefallen sind und überwiegend Jungen das Licht der Welt erblickten, erfreut sich der Junggesellenverein einem kontinuierlichen Zuwachs. 2004 wurden insgesamt 5 Neuzugänge verzeichnet, von denen jeder einzelne ein großer Gewinn für den Verein ist. Alle haben sich hervorragend ins Vereinsleben integriert und übernehmen wichtige Aufgaben. Das Jahr 2007 ist für die Enzener Junggesellen von besonderer Bedeutung, denn in diesen Tagen wird der Verein 110 Jahre alt. Die Vorbereitungen für das Jubiläum sind im vollen Gange. Auswärtige Veranstaltungen werden so intensiv besucht, wie schon lange nicht mehr. Gemäß des Vereinszwecks ist die Befriedigung der persönlichen „Vergnügungssucht“ ein nicht zu unterschätzendes Ziel. So verwundert es nicht, dass das Hauptaugenmerk jeder Aktivität auf der Stärkung des Gemeinschaftsgefühls bzw. der Kameradschaft liegt. Ganz gleich ob Oktoberfest, Après-Ski-Party, Kindersitzung, Sommerfest, Grillabend, Schützenfest, Geburtstag, Junggesellenfeste, Kirmes oder Feiern ohne Anlass:

Wir Junggesellen sind immer mit dabei!

 

Kapitel 17:

 

Das Jubiläumsjahr 2007

Zu Beginn des Jubiläumsjahres 2007 standen Neuwahlen des Vorstandes an. Aus beruflichen Gründen der Vorstandsmitglieder kam es zur erneuten Umstrukturierung. In offiziellen Wahlgängen wurden Kassenwart und Vorsitz kurzerhand „getauscht“. Christian Berk wurde nun 1. Vorsitzender und Sascha Scharmach Kassierer. Im ersten Wahlgang wurde Jens Gaßen zum 2.Vorsitzenden und Florian Deichmann zum Schriftführer. Nach wohl nicht einmal 2 Minuten Amtszeit trat Jens Gaßen aus „persönlichen Gründen“ jedoch wieder von seinem Amt zurück, um sich im zweiten Wahlgang zum Schriftführer wählen zu lassen. Florian Deichmann wurde nun 2. Vorsitzender.

Jens Gaßen wird somit wohl als kürzester „2. Vorsitzender“ in die 110jährige Geschichte des Junggesellenvereins eingehen.

Wie bereits erwähnt, war das Jahr 2007 für die Enzener Junggesellen von ganz besonderer Bedeutung. Zum 110jährigen Vereinsjubiläum wollte man der Enzener Bevölkerung mal wieder ein richtiges Highlight präsentieren. Um die Erfahrungswerte vorangegangener Jubiläen nutzen zu können, erklärten sich die ehemaligen Mitglieder Hartmut Huthmacher und Franz Josef Pitzen sowie der Ehrenpräsident Hermann Josef Schäfer spontan dazu bereit, den Vorstand in einem „Kirmes-Organisations-Team“ zu ergänzen.

Neben den permanenten Planungen im Hinblick auf die Kirmes und den alljährlichen Aktivitäten wie Karneval, Mainacht, Besuch der Sportwoche etc., zeichnete sich das Jahr 2007 vor allem durch den Besuch zahlreicher Veranstaltungen benachbarter Junggesellenvereine aus. Hervorzuheben sind an dieser stelle nocheinmal das „Schlauchbootrennen“ in Dreiborn und das Junggesellenfest in Rheinbach. Bei letzterem gelang es neben dem Preis für die Meistbeteiligung auch den Preis für die Zugordnung zu ergattern. Preise die in Enzen an alte Traditionen anknüpfen. Auch die Besuche der seit vielen Jahren befreundeten Vereine aus Obergartzem und Eicks, wo durch die Beteiligung vieler ehemaliger Mitglieder und der „Ladies Crew“der Saal beinahe „gesprengt“ wurde und mit Manuel Wendel erstmals ein neuer Fähnrich präsentiert werden konnte, werden vielen noch lange in Erinnerung bleiben.

Als die Kirmes dann unmittelbar vor der Türe stand, war für alle aktiven, sowie viele inaktive und ehemalige, das zweite zuhause im Festzelt am Sportplatz. Zu Beginn des Jahres hatte man sich geschlossen für die „große Lösung“ entschieden und es tatsächlich geschafft mit „BRINGS“ eine der angesagtesten Bands im Kölner Karneval zu engagieren. Bei herrlichem Sonnenschein wurde die Kirmes am Samstagabend mit einem festlichen Umzug durch das Dorf herausgeholt. Neben den aktiven Mitgliedern begleiteten auch einige ehemalige Mitglieder mit der alten Standarte das Hahnenkönigspaar Sascha Scharmach und Steffi Weyer. Auch die Dorfvereine, sowie zahlreiche befreundete Junggesellenvereine mit ihren Fähnrichen hatten sich eingefunden, um die Kirmes herauszuholen. Nach dem traditionellen Feuerwerk begann das Highlight des diesjährigen Jubiläums. Beim „Hahnenkönigsball“ feierten über 600 Gäste im ausverkauften Festzelt gelassen dem Höhepunkt entgegen, bis gegen 0:15 Uhr die Jungs von „BRINGS“ die Bühne stürmten. Spätestens als Peter Brings sich zu „Allemann“ auf den Händen durchs Publikum tragen ließ, war niemand mehr auf seinen Plätzen zu halten. Eine Stunde lang heizte „BRINGS“ den Enzenern mit einer Bühnenshow der Extraklasse ein, wie es wohl selten zuvor jemandem in Enzen gelungen ist. Für alle Beteiligten ein unvergesslicher Abend.

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Nach einer viel zu kurzen Nacht, in der das Zelt für den Festakt am Sonntagmorgen hergerichtet werden musste, stand gegen 8:45 Uhr der gemeinsame Kirchgang mit anschließender Kranzniederlegung am Ehrenmal auf dem Programm. Nach einem kurzen Umzug durch das Dorf, musikalisch begleitet vom Tambourcorps „Humor“ Enzen und den „Husarenbläsern“ Dom Esch, begann gegen 11 Uhr der offizielle Festakt.. Nach kurzer Begrüßung durch den Altvorsitzenden Karl-Josef Schleiffer marschierten die aktiven Mitglieder in Begleitung des Tambourcorps „Humor“ ins Zelt ein. Unter den Augen des Schirmherrn Josef C. Rhiem sowie zahlreicher Ehrengäste und ehemaliger Mitglieder gab Manuel Wendel als neuer Fähnrich sein offizielles Debut vor heimischem Publikum. Besonders erfreulich war, dass es im Rahmen des Festaktes gelang alle anwesende aktive, inaktive sowie ehemalige Mitglieder auf ein gemeinsames Photo zu bekommen. Nach einigen kurzweiligen Ansprachen, Gratulationen und Darbietungen konnte Ehrenpräsident Hermann-Josef Schäfer das für alle Gäste kostenlose Mittagsbuffet eröffnen. Nach der dritten Ausgabe der „Crazylympics“, unserer „total verrückten Dorfmeisterschaft, klang der Sonntagabend in gemütlicher Runde aus.

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Der Montag wurde mit einem nach vielen Jahren erstmals wieder durchgeführten „Spießbratenessen“ um 12 Uhr eröffnet. Erstmalig konnten in diesem Jahr auch alle volljährigen Gäste ihr Geschick beim „Hahneköppen“ unter Beweis stellen. Natürlich ging es dabei nicht um die „Hahnenkönigsehre“, die selbstverständlich den Junggesellen vorbehalten bleibt, doch mit einem „Pittermännchen“ aus dem Hause Früh, sowie einigen Verzehrbons winkte auch hier ein attraktiver Preis. In einem mit viel sportlichem Ehrgeiz geführten Wettkampf setzte sich Altfähnrich Stefan Klotz erfolgreich gegen die nicht minder erfahrene Konkurrenz durch. Beim Kampf um den „Königshahn“ gelang Florian Deichmann der „goldene Schlag“. Nach der anschließenden Verlosung und einem „spontan organisierten kleinen Umzug“ durch das Dorf, wurde noch bis spät in die Nacht mit dem neuen Hahnenkönigspaar Florian Deichmann und Carina Kiel gefeiert.

„Wo Dreck gemacht wird, da muss auch jemand aufräumen“, und so wurden am Dienstag dann mit vereinten Kräften alle Spuren beseitigt, ehe man sich abends zum „Begraben der Kirmes“ in der Bastei traf.

Ein rundum gelungenes Fest, dessen Abschluss eine große Helferfete zum Dank an alle bilden wird.

Ausklingen wird das Jahr 2007 schließlich mit den bereits traditionellen Veranstaltungen des „Allerseelensingens“, des „Adventnachmittages“ zu Gunsten der Rundschau Altenhilfe „DIE GUTE TAT“, sowie der Vereinsinternen Tour in einen Center Parc.